Spotlight #21 - Von Scheinzwergen

Published: Mon, 04/26/21

SpotLight #21  |  26.04.2021
Erinnern Sie sich noch an den letzten Spotlight-Newsletter mit dem Titel: “Von Scheinriesen und Scheinexperten?” (>> Hier nochmal der Link).

Da ging es ja um Menschen, die sich bewusst größer darstellen, als sie es eigentlich sind. Aber es gibt auch das genaue Gegenteil. Hier ein Zitat von Herrn Tur Tur, dem Scheinriesen aus dem Kinderbuch von Michael Ende:

“Deshalb sage ich, ich bin ein Scheinriese. Genauso, wie man die anderen Menschen Scheinzwerge nennen könnte, weil sie ja von weitem wie Zwerge aussehen, obwohl sie es gar nicht sind.”

Da fragt man sich doch: Gibt es, genau so wie die Scheinriesen, etwa auch Scheinzwerge im Online-Business?

Oh ja, viel mehr als Sie denken! Ich bin in den letzten 20 Jahren immer wieder solchen Scheinzwergen begegnet. Die Welt ist voll davon! Und ich wette, auch Sie kennen den einen oder anderen.

Aber was genau sollen denn Scheinzwerge sein?

Wenn Scheinriesen Menschen sind, die von Weitem größer wirken als sie eigentlich sind, müssten im Umkehrschluss Scheinzwerge Menschen sein, die von Weitem viel kleiner wirken als sie es eigentlich sind. Am Horizont kann man sie kaum erkennen aber je näher man ihnen kommt, desto größer werden sie.

Tatsächlich habe es dieses Phänomen schon oft erlebt: Ich habe Menschen kennengelernt, die auf den ersten Blick klein und unbedeutend wirkten aber je näher ich sie kennenlernte, desto mehr erkannte ich, dass viel mehr in ihnen steckte, dass sie sich, absichtlich oder nicht, viel kleiner machten, als sie in Wirklichkeit sind. Ich habe Menschen über Wochen, Monate und einige auch über Jahre (über sich hinaus) wachsen sehen.

Es waren und sind tolle Momente, wenn man dabei zusehen kann, wie Menschen sich an Dinge wagen, die sie sich vorher nie zugetraut hätten, Probleme lösen, die ihnen vorher unlösbar vorkamen - und mit jedem kleinen Erfolg ein klein wenig größer werden.

Viele Menschen sagen:
  • “Das kann ich nicht!”
  • “Da bin ich nicht der Typ für.”
  • “Das traue ich mir jetzt aber wirklich nicht zu!”
  • “Können Sie das nicht für mich machen?”
In vielen, wahrscheinlich den meisten meiner Coachings kam es irgendwann zu einer solchen Situation. Ich schlug etwas vor und ich konnte förmlich spüren, wie der Teilnehmer vom Telefon oder vom Bildschirm zurückwich. Wie er immer kleiner wurde, sich (oft unbewusst) immer kleiner machte.

Meist ging es dann darum, ein Video aufzunehmen, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren - manchmal aber auch einfach nur darum, als Person (und Persönlichkeit) aufzutreten, in der Ich-Form zu schreiben, ein Bild von sich auf die Webseite zu packen oder selbst aktiv mit anderen Menschen zu kommunizieren.

Das ist schon komisch: Menschen kommen zu mir, buchen ein Coaching, weil sie das Gefühl, den Gedanken oder sogar schon einen konkreten Plan haben, anderen Menschen etwas geben zu wollen. Das können besondere Erfahrungen, Informationen aber auch Produkte oder Dienstleistungen sein. Aber wenn ich ihnen dann rate, sich, die Person dahinter, zu präsentieren, einfach um (noch) glaubwürdiger zu wirken, schrecken sie fast panisch davor zurück.

Solche Menschen sind für mich Scheinzwerge. Sie haben etwas, was sie besonders, einzigartig macht, haben eine gute Idee, ein gutes Produkt, können anderen Menschen etwas geben - aber sie glauben, sie seien irgendwie nicht gut (groß) genug dafür.

Aber, wenn sie dann den Mut finden, mit mir (an sich) zu arbeiten, beginnen sie zu wachsen. Mit jedem kleinen Schritt, den wir vorankommen, jedem Text, jeder Webseite, jedem Video, jeder positiven Kundenreaktion, jedem kleinen, eigenen Erfolg, werden sie ein Stückchen größer - bis sie dann eines Tages beginnen von selbst weiter zu wachsen, weil sie das Selbstvertrauen haben, ihr Projekt allein fortzusetzen.

Übrigens: Kein Mensch wird als Scheinzwerg geboren. Ein solch negative Wahrnehmung der eigenen Größe wird einem (oft von Kind auf) antrainiert. Wenn man in seiner persönlichen Umgebung niemanden hat, der vielleicht Karriere gemacht, ein eigenes Geschäft gegründet hat oder auf eine anderer Art über sich hinausgewachsen ist, dann fehlt einem nicht nur ein mutmachendes Beispiel, dann passiert meist noch etwas viel Schlimmeres: Die verwandten oder befreundeten Scheinzwerge hindern die Person am wachsen.

Die meisten Menschen haben es nicht gern, wenn neben ihnen auf einmal jemand Erfolg hat und sie so ständig an ihre eigene Schwäche erinnert werden. Deshalb versuchen sie mit vielen kleinen psychologischen Tricks, den “Streber” auch weiter kleinzuhalten.
  • “Das halte ich für keine gute Idee!”
  • “Das kannst Du doch sowieso nicht!”
  • “Wieso, Dir gehts doch gut!”
  • “Mutest Du Dir da nicht zuviel zu?”
  • “Und wer kümmert sich dann um die Kinder?”
  • “Schuster bleib bei Deinen Leisten!”
Diese Liste könnte ich wohl noch seitenlang fortsetzen. Und, glauben Sie mir: Jeder Mensch, der sich auf den Weg macht Erfolg zu haben, hört solche Sprüche. Manche haben Glück und haben/finden Menschen, die an sie glauben, sie unterstützen aber viele andere müssen sich allein durchkämpfen - und nicht alle schaffen einen solchen Spießrutenlauf.

Oft ist es besser am Anfang niemandem, auch nicht der eigenen Familie, von seinen Ideen oder Plänen zu erzählen. Hat man dann nach einiger Zeit etwas Handfestes, zum Beispiel einen Businessplan, ein Produktmuster, ein fertiges Manuskript oder ähnliches vorzuweisen, hat man plötzlich die besseren Argumente auf seiner Seite - denn man hat einen ersten Erfolg vorzuweisen, bevor jemand daran herumzweifeln kann.

Ich glaube, viele Menschen scheitern nicht daran, dass sie ein schlechtes Produkt, zu wenig Geld oder einfach Pech haben. Viele Menschen scheitern daran, dass sie selbst nicht an sich glauben. Manche fallen genau deshalb auf die Sprüche der Scheinriesen herein, die ihnen glauben machen wollen, dass Selbstbewusstsein etwas ist, dass man sich (teuer er)kaufen kann. Das genaue Gegenteil ist der Fall: Selbstbewusstsein muss man sich (hart) erarbeiten.

Der große Erfolg kommt nicht über Nacht, er kommt langsam, Stück für Stück. Jedes kleine Problem, welches man löst, gibt einem das Selbstbewusstsein den nächsten größeren Schritt zu wagen. Angefangen bei einem kleinen Text für die Webseite, über den ersten Newsletter bis hin zum Verkaufsvideo ist es ein langer Weg, den man nicht (durch irgendwelche Geheimtipps, -rezepte oder -formeln) abkürzen kann. Jeder zufriedene Kunde, jedes erfolgreich abgeschlossene Projekt sind ein weiterer kleiner Baustein auf dem Weg zum stabilen, dauerhaft erfolgreichen Online-Business. Alle kleinen Erfolge summieren sich am Ende zum großen. Jeder Zentimeter Erfolg lässt einen Menschen wachsen, macht aus einem Scheinzwerg nach und nach einen selbstbewussten Riesen.

Können Sie sich vielleicht noch daran erinnern, wie ich im letzten Spotlight-Newsletter geschrieben habe, dass der wahre Erfolg eines Coaches nicht in Euro auf dem Bankkonto gemessen wird, sondern am Erfolg seiner Kunden? Einen Scheinzwerg zum Wachsen zu bringen, ist der größte Erfolg den ein Coach oder Trainer haben kann. Coaching-Erfolg wird in Zentimetern (oder gar Metern) gemessen!

Für jeden Online-Coach wie mich ist ein Kunde, der seinen ersten eigenen Kurs erfolgreich auf seiner selbst erstellten Webseite verkauft, weil er es gelernt hat, sein Online-Business in die eigenen Hände zu nehmen, ein viel größeres Erfolgserlebnis als ein paar hundert Euro mehr auf dem Konto. Der Erfolg des Kunden ist der Beweis für das Können des Coaches.

Und das gilt nicht nur im Internet-Marketing: Ein Fitness-Trainer, der seinem Schützling hilft Kilos abzuspecken, ins Laufen zu kommen oder den Rücken wieder aufzurichten, macht aus einem Scheinzwergen einen echten Riesen. Für jeden Kochkursanbieter ist jeder Braten, jede Torte, jedes gelungene Gericht eines Teilnehmers ein Meilenstein, der beiden hilft (weiter) zu wachsen. Man kann diesen Menschen ihr inneres Wachstum meist richtig ansehen. Sie wirken deutlich selbstbewusster, energischer, zufriedener.

Das ist es, warum wir es machen! Und wenn wir damit, dass wir anderen Menschen helfen, Geld verdienen, dann ist es ein Gewinn für beide Seiten, für den man sich nicht heimlich schämen muss, weil es nämlich ehrlich verdientes Geld ist. Dann haben wir den Menschen, die uns vertrauen, nicht das Geld aus der Tasche gezogen, sondern eine echte wertvolle Gegenleistung erbracht.

In den ersten beiden Teilen meiner kleinen Serie von Schein und Sein ging es um Fremd- und/oder Selbstwahrnehmung, also ganz konkret um Menschen, aber auch abseits davon lauern Gefahren, die wir auf den ersten Blick völlig falsch einschätzen. Davon aber mehr im dritten Teil.



 

 


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